Marvin Kitman


Marvin Kitmanist als Redakteur für die Newsday, Inc. tätig. Mit seinen Kolumnen erfreut er nicht nur die Leute in Übersee sondern auch hierzulande. Marvin sagt knallhart was Viele denken. "Kitman for President" ist nur eines der lobenden Statements seiner Fans. Und tatsächlich Marvin hat sich 1964 für das US-Präsidentenamt aufstellen lassen und einen The Kitman Campaign Song aufgenommen. Er hat zwar verloren… aber mit seiner eigenen Kolumne-Show Sundays with Marvin hat er heute auch einen guten und zugleich amüsanten Job: Jeden Sonntag veröffentlicht er seine einflussreichen Worte, die TV-Gesetz sind und von den US-Networks gefürchtet werden.

2008 will es Kitman anscheinend noch einmal wissen und kandidiert erneut für das US-Präsidentenamt. Mehr Infos unter nearbycafe.com/politics/kitman.

TV-Kolumnist Marvin Kitman: I Am A VCR: A Book by TV's Number 1 Critic
Bild: © archives.cjr.org - thanks.

Ein Exorzist fürabc*


Es gibt zwei Dinge, die ein Sender tun kann, wenn die Einschaltquoten zurückgehen:
  • Die Kinnlade wieder hochklappen und zugeben, dass man die Leute am Besten wieder zum einschalten bringt, indem man Ihnen etwas wirklich Gutes bietet.
  • Man bietet Ihnen etwas wirklich Schlechtes. Das Fernsehen kann das richtig gut.


Konfrontiert mit der verwirrenden Situation, dass das Programmangebot keine Zuschauer zurück zu gewinnen schien, hat abc den einfachen Weg gewählt. Der Sender, der zu Disney gehört, hat es zu seiner Tradition gemacht, den selbst zerstörerischen Weg aus dem Programmdilemma zu wählen. Anstatt in den späten 90ern die besten Sendungen, die die Zuschauer auch sehen wollten, zu zeigen, haben sie sich dafür entschieden Who wants to be a Millionaire? (Wer wird Millionär?) zu Grunde zu richten, indem sie die Sendung viermal pro Woche ausstrahlten. Nichts in der Fernsehwelt sorgt so schnell für das endgültige Aus wie Übermaß. Auf die richtige Dosierung kommt es ja bekanntlich an.

Bei der momentanen Einschaltquotenflaute hat sich abc alle möglichen bizarren Theorien darüber ersponnen, was die Leute sehen wollen. Da gab es Are You Hot?, The Search for America's Sexiest People und l"m a Celebrity - Get Me Out of Here. Das ist pure Quälerei, besonders für die nicht mehr 18 - 49-Jährigen, die immer noch zur besten Sendezeit fernsehen wollen. Jonathan Dolger von Manhattan nennt sie eine bedrohte Art. Die neue Geschäftsstrategie, die den Sender schneller vom ersten auf den dritten Platz gebracht hat als man abc sagen kann, bestand aus miesem Programm, miesen Sendeplätzen und mieser Werbung. Es war benahe so, als hätte der Always Blundering Conspicuously Sender einen Qualitätsalarm, wie Burke, der ein angehender Topmanger des Senders ist, erklärt. Der Alarm geht immer in dem Moment los, wenn eine gute Sendung und talentierte Schauspieler auf dem Bildschirm auftauchen.

Das hat der Wir-kiegen-das-gebacken Truppe Brain-Trust bei abc erlaubt, ohne zu zögern China Beach, Homefront, My So-Called Life, Murder One und The Critic abzusetzen. Nachdem Tarses Kopf gerollt war, führte Eisner offensichtlich untalentierte Manager wie Stu Bloomberg und die neueste Mini-Maus Susan Lyne ein, deren größte Errungenschaft es bisher war, Once and Again abzusetzen. Keiner denkt daran, Alex Wallau die Schuld zu geben. Der frühere abc-Sports Werbemann und Experte für Boxen führt de facto die Geschäfte des Senders - Oder sogar seinem Chef, Robert Iger, der Manager einstellt und feuert als wäre abc die New York Mets der TV-Sender.

Es ist ein Hauen und Stechen in Hollywood. Alle zwei Jahre scheinen die Bosse von Disney jemand anderen bei abc zu feuern, und ein weiterer Kopf rollt für Eisner. Sie starten ein paar neue Sendungen, die zum größten Wurf seit der letzten Saison hoch gelobt werden. Das gibt ihnen zwei Jahre mehr, bevor sie wieder einem Anderen die Schuld dafür geben müssen, dass es nicht funktioniert. Lyne steht ganz oben auf der Abschussliste. Danach kommt Lloyd Braun, Chef der abc Entertainment Television Group. und Wallau, und natürlich Iger - wenn Eisner so weitermachen will.

Was gerade bei abc passiert, ist noch hinterhältiger. Erinnert ihr euch an den Film Network? Erinnert ihr euch, wie Faye Dunaway ihr Netzwerk mit einem wilden Mix aus Realitätsmüll transformierte? Meine normalerweise verlässlich informierten Quellen haben mir erzählt, dass der Geist des Network Autors Paddy Chayesfsky ein Dybbuk (böser Geist) geworden ist. Der Dybbuk besitzt alle kommerziellen Sender, aber insbesondere abc. Mir wurde erzählt, Dybbuks treiben heute seltsame Dinge, selbst zerstörerische Dinge, wie bei The Practice. Oder bei der Produktion von Bachelor 4 - der Sendung, die eine Freundin für den armen Bob finden will. Bob, der einzige Kandidat des Reality-Smashhits The Bachelorette, der nicht wie ein Model aussah. Oder absurde Dinge, wie zu glauben, dass Kelly Ripa und Faith Ford in Hope & Faith komisch sein könnten.

Der Dybbuk ließ Disney The Job absetzen und wählte stattdessen Müll wie Who's The Hottest in Hot Zone 3 (The Northwest). Der Dybbuk ist das Gift im Körper, das all die offensichtlichen Fehler verursacht. Die einzige Lösung für Disney (und abc) wäre ein Exorzist. Das könnte ein großartiger Film werden.

*Die Kolumne, welche nur Eine aus Kitmans großer Kolumnensammlung ist, wurde redaktionell für TVnewz.de aufbereitet und weicht von der deutschen Übersetzung für QuotenMeter.de (erstmalig in Deutsch erschienen) ab. Die englische Original-Kolumne von Marvin Kitman erschien am 22. Juni 2003 unter dem Titel abc: First in Blunders bei newsday.com. Für ein besseres Verständnis im deutschen Sprachraum wurden die amerikanischen TV-Sendetitel kursiv formatiert und die übersetzte Kolumne mit zusätzlichen Informationen ergänzt. © Alle Rechte vorbehalten. Es ist nicht gestattet, den Text in irgendeiner Art und Weise weiter zu verarbeiten, auch nicht auszugsweise.



 


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