Kepler: Keplersche Fernrohr (3)

 

In der Zwischenzeit ist viel geschehen: Galileo Galilei erfindet das erste astronomische Fernrohr und entdeckt damit die Jupitermonde, kann sogar die Mondoberfläche sehen; zwei Tatsachen, die das heliozentrische Weltbild Nikolaus Kopernikus unterstützten. Als Kepler Gelegenheit erhält, selbst ein Fernrohr zu verwenden, schlägt er in seiner Abhandlung über die Optik, die Linsen und Linsensysteme Dioptrice eine verbesserte Form des Galileiischen Fernrohrs vor. Dieses Keplersche Fernrohr, das sehr lange in der Astronomie in Verwendung blieb, hatte als Okular statt einer konkaven eine konvexe Linse. Es erlaubt dadurch wesentlich höhere Vergrößerungen. Als 1611 feindliche Truppen plündernd in Prag einfallen muss Rudolf II abdanken und Kepler versucht eine Stellung in Linz zu erhalten.

Und tatsächlich Johannes hat wieder einmal Glück und bekommt die Anstellung als Landschaftsmathematiker. Seine Kinder nimmt er zwar mit, aber auch in Österreich gibt er sie in dem kleinen Städtchen Wels in Pflege. Seine Priorität ist also ganz klar die Astronomie und Mathematik. Im Oktober 1613 heiratete Kepler in Eferding seine zweite Frau, Susanna, die ärmliche Tochter eines Tischlers. Sie ist erst 24 uns schenkt ihm während der Zeit in Linz sechs Kinder: Margaretha, Katharina, Sebald, Kordwar, Friedmar und Hildebert. Doch von diesen Kindern sterben die drei Erstgeborenen Margaretha, Katharina und Sebald. Zusammen mit seinen zwei Kindern aus erster Ehe zog er in ein Haus in der Hofgasse. Dort wurde Kepler beim Weinkauf auf die Idee gebracht, eine Untersuchung über das Volumen von Weinfässern zu veröffentlichen, die Nova Stereometria.

Keplers Sterndaten-Berechnungsapparatur
Keplers Sterndaten-Berechnungsapparatur

1618 ein weiterer Schicksalsschlag: Überraschend stirbt seine Stieftochter Regina. Über seine Schwester erfährt Johannes, dass seine Mutter Katharina als Hexe diffamiert wurde. Nach einem geschäftlichen Streit mit der Gattin eines Glasers, Ursula Reinbold, soll Katharina dieser einen bitteren Trank gegeben haben, an dem sie erkrankt sei. Der Prozess gegen sie wird überdies vom Gericht unnötig hinausgezögert. Der Tod seiner ersten drei Kinder aus zweiter Ehe, sowie der Tod seiner Stieftochter Regina bedrückten ihn ebenso, wie die Sorge um seinen jüngeren Bruder Heinrich und dessen zwei Kinder, für die er mit zu sorgen hatte. Da zudem noch der Krieg ausbrach, begab sich Kepler mit seiner Familie auf die Reise nach Regensburg, wo er seine Familie bei Angehörigen seiner verstorbenen Stieftochter Regina unterbrachte.

Im Jahre 1620 kam Kepler in seine Heimat zurück und half seiner Mutter bei dem Prozess. Nach langen Verhandlungen wurde seine Mutter 1621 von den Vorwürfen freigesprochen, nachdem sie unter Folter verhört worden war. Für Kepler trotzdem ein Grund zur Freude, den der Freispruch war ein klarer Erfolg. Die Zeit im Gefängnis hatte Katharina jedoch zugesetzt, so dass sie nicht mehr sehr viel von diesem Freispruch hatte. Sie verstarb am 13. April 1622.

Kepler kehrte nach Linz zurück und ließ die Familie in Regensburg. Im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit standen die Tabulae Rudolfinae und die Harmonices mundi libri V, die fünf Bücher über die Weltharmonik. Im fünften Band dieses Werkes formuliert er das dritte Keplersche Gesetz, das er am 18. März 1618 entdeckt hatte. Bereits im Juli 1619 war der Druck der Harmonices fertig gestellt worden, der der Rudolfinischen Planetentafeln zögert sich unerwartet hinaus. Als während der Bauernkriege die Druckerei in Flammen aufgeht, übersiedelt Kepler nach Ulm um die Tafeln dort drucken zu lassen. Doch auch in Ulm war der Druck der Tafeln nicht problemlos möglich: Einerseits wollte sich der hoch verschuldete Drucker an Kepler schadlos halten, andererseits waren die Erben Tycho Brahes nicht mit der Gestaltung des Frontispizes einverstanden.

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