Kepler: Astrologische Kalender und Planetentafeln (2)
In Graz angekommen, übernahm er seine Unterrichtsverpflichtung am Gymnasium als Landschaftsmathematiker. Außerdem arbeite er an einem Astrologischen Kalender mit Vorhersagen über die Witterungsverhältnisse und bedeutende Ereignisse des kommenden Jahres. Während er mit seinen Prognostiken eine glückliche Hand bewies, war sein Posten als Lehrer durchaus nicht unproblematisch: Der Erzherzog Karl war bereits 1570 dazu übergegangen, Protestanten, die die neue Kirchenreform Martin Luthers unterstützen, offen zu bekämpfen. Ein Jesuitenkolleg, ein Jesuitengymnasium und 1585 schließlich eine Jesuitenuniversität wurden gegründet und die Schule, an der Kepler später unterrichtete wurde offiziell verboten. Obwohl sie weiter bestand, hatte sie kaum Chancen gegen die Hetzkampagnen des Herzogs. Doch seine Arbeit musste trotz dieser Widrigkeiten weiter gehen.
Als Astronom beschäftigte sich Kepler zunächst mit den Abständen der Planeten zueinander, die er mit den Platonischen Körpern in einen Zusammenhang brachte. Dieses Weltgeheimnis (Mysterium Cosmographicum) veröffentlichte er 1597 als sein erstes astronomisches Werk. Noch im selben Jahr heiratete Johannes seine erste Frau Barbara Müller. Sie war erst 23 und schon zweimal Witwe. Und nicht nur das, sie war die reiche Tochter eines Mühlenbesitzers, von der sich Kepler natürlich in erster Linie die finanzielle Absicherung für seine wissenschaftliche Tätigkeit erhoffte. Sie brachte aus erster Ehe die Tochter Regina mit; schenkte ihm den Sohn Heinrich und die Tochter Susanne. Seine Kinder starben kurze Zeit später nach der Geburt beide an Gehirnhautentzündung. Ein schwerer Schlag für ihn; trotzdem hörte er nicht auf, sich mit der Arbeit, den Sternen und Planeten zu beschäftigen.
Keplers Utensilien und Polynome |
Kepler beginnt mit den Vorarbeiten zu den Harmonice
Mundi und mit einer Untersuchung über die Fixsternparallaxen.
Es fehlt ihm natürlich an geeigneten Messinstrumenten, um seine
Theorien empirisch zu überprüfen. Johannes versucht deshalb
(und wegen der sich zuspitzenden religiösen Verfolgung der Protestanten
in Graz), eine Anstellung beim Hofastronomen Tycho Brahe in
Prag zu bekommen, dem Forscher, der die genauesten empirischen
Daten und die exaktesten Messinstrumente seiner Zeit hatte.
1600 ist es dann soweit: Die Keplers werden im Zuge der Gegenreform
der Katholiken aus Graz vertrieben. Glücklicherweise hatte Johannes
die Anstellung bei Tycho Brahe sicher in der Tasche. Mit Tycho
übernimmt er zusammen die Berechnung neuer Planetentafeln für
Kaiser Rudolf des II, die nach diesem Rudolfinische Tafeln genannt
werden. Doch das Glück wehrt nur kurz. Kaum in Prag angekommen,
stirbt Tycho Brahe. Johannes nahm die wertvollen Beobachtungsdaten
Tycho an sich, bevor es dessen Erben tun konnten. Der Kaiser
war von Keplers Arbeit überzeugt und so setzte er ihn als Nachfolger
Brahes für Mathematik und Astronomie einsetzte. Ende 1604 verfasst Johannes einen Bericht über eine Supernova, die er beobachtet hatte, und beginnt mit der Arbeit an der Astronomia Nova, einer Abhandlung über die Bewegung des Mars. Dabei stellt Kepler zum ersten Male die Kreisförmigkeit der Planetenbahnen in frage und versucht die Marsbahn zunächst mit einem oval zu erklären. Erst Ostern 1605 ringt er sich dazu durch, eine elliptische Planetenbahn anzunehmen; eine Lösung. der er bis dahin als zu einfach misstraut hatte. Noch 1606 kann er die Astronomia Nova fertig stellen, der Druck soll sich jedoch bis ins Jahr 1609 verzögern. |
Trotz dieses Glücks im Unglück ist die Ohnmacht für Kepler überall gegenwärtig: Seine Frau Barbara ist oft krank, und auch seine Gesundheit und Widerstandskraft sind durch dauernde Erkältungskrankheiten geschwächt. Trotzdem schenkt ihm seine Frau drei Kinder, Susanne, Friedrich und Ludwig. Dann der Schock: Überraschend stirbt der Sohn Friedrich 1610 an Pocken. Auch seine Frau Barbara ist am Ende. Die nervliche Belastung lässt sie im Alter von 36 ein Jahr später Sterben. Nun gibt es für die Stieftochter Regina kein Halten mehr, obgleich sie ein gutes Verhältnis zu ihrem Stiefvater hat. Sie will eine eigene Familie gründen, heiratet einen Arzt aus Bayern und verlässt die Familie. Kepler war in einer verzweifelten Lage und gab deshalb die neunjährige Susanne und den vierjährigen Ludwig zu einer Witwe nach Mähren in Pflege.