Gestern vor 25 Jahren: Mauer erstürmt.
Eigentlich wollte ich mich nach den Festlichkeiten zu 25 Jahre „Mauerfall“ zurücknehmen. Ist wie ein Seelen-Striptise, wenn sich auf einmal Alle erinnern (wollen). Aber wie das mit Erinnerungen nun mal so ist, manchmal werden diese auch verklärt. Ich war ’89 Zehn und pennte in den ereignisreichen Stunden selig im Bettchen. Am Freitag war schließlich wieder Schule. Damit könnten meine Erinnerungen schon aufhören. Die Betonung liegt auf könnten. Wie ich es damals als Kind erlebte, schrieb ich bereits vor fünf Jahren.
mein kleiner Begrüßungsgeld Alf von ’89 Heute kann ich zur Komplettierung vielleicht höchstens noch ein Bild des kleinen Alfs hochladen. Wenn ich zurückblicke, kann ich nur staunen. Dieses Land DDR muss demnach ja nur aus Bürgerrechtlern bestanden haben. Und wenn sich demgegenüber heute „es war nicht alles schlecht“ glorreich erinnern, nun dann haben die den real existierenden Sozialismus wohl anders erlebt als ich. Ich schreibe nicht, dass alles ultra-mies war, aber der soziale Zusammenhalt war wohl eher aus der materiellen Not geboren. Das ist von meiner Seite völlig wertfrei, denn als Kind hatte ich natürlich bei den Pioniernachmittagen Freude. Unsere Klassenlehrerin hat da nicht bewusst „rotes Programm“ eingebaut. Ich habe das als heimlicher Westfernsehen-Gucker zumindest nicht so empfunden.
Gleichwohl ist mir heute die Diskussion um den Unrechtsstaat egal. Gelöbnisse haben schon damals die Roten von mir gewollt „Für Frieden und Sozialismus immer bereit!“ Ich kann da jetzt nicht so wirklich einen Unterschied erkennen, wenn man den Ostdeutschen die Anerkenntnis zum Unrechtsstaat abringen will. Und noch weniger verstehe ich, wenn bei den nach ’89 Geborenen ein Gefühl von Ostalgie aufkommt oder Ossi-Wessi-Gebrabbel wieder auf den Tisch kommt. Die haben die DDR doch nie erlebt!
Wenn ich zum Bleistift wegen meiner Vergangenheit beim Thema Pairing etwas trotzig werde, hat das schon seinen Grund. Ich lass mir medial nie wieder vorschreiben, was ich gucken oder nutzen darf. All die Algorithmen, die aus Servicegründen heute unser mediales Nutzerverhalten auswerten können, sehe ich kritisch. Aber wie es scheint, bin ich damit ziemlich allein. Ob das die Revoluzzer von vor 25 Jahre wohl mit dem Freiheitsstreben im Sinn hatten? Ein Glasbürger ist meiner Meinung nicht frei. Und da habe ich von NSA, GCHQ & Co. sowie der Abschottungspolitik an unseren europäischen Grenzen noch nicht mal angefangen. Mal drüber nachdenken…