Intro – Nach fast 1 ½ Jahren Pause ist crimeTV nun endlich wieder zurück! Und eins darf ich Ihnen versprechen, wenn Sie schon die ersten zehn Ausgaben mochten, werden Sie von den Neuen begeistert sein! Lange genug mussten Sie ja auch auf eine Fortsetzung warten, wobei ich dann auch gleich beim Thema bin: Sicher ist es Ihnen aufgefallen: Bei der Vergabe von Titeln für internationale TV-Formate, die meist von Übersee kommen, setzen unsere Sprachgenies immer mehr auf die Globalisierung. Da macht man sich erst gar nicht die Mühe Titel zu übersetzen, sondern lässt sie einfach wie sie sind! Und nicht nur das: Auch die deutschen Sender-Slogans, sog. Claims haben nach "powered by emotions", "we love to entertain you" nun mit "good times" den absoluten Höhepunkt erreicht. Man geht wohl selbstgerecht davon aus, dass jetzt auch Oma weiß, was Phase ist, nachdem die Üfüs (Neudeutsch für "über fünfzig") in den vergangenen Jahren nicht protestiert haben.
Denn als Klassikersender, der nun keiner mehr sein will, sucht man sein Zielpublikum in der neuen Season ganz wo anders. Und das bei einer demographischen Entwicklung in der kabel eins & Co. eigentlich langfristig planen sollten. Was aber geschieht nun, mit den Außenseitern jenseits der 50? Man könnte nun einfach argumentieren, dass auch diese Zielgruppe mit der neu entdeckten Sprachkultur kein Verständnisproblem hat. Genau das scheint aber ein Trugschluss zu sein, denn Markanalysen anderer Branchen haben bereits das Gegenteil bewiesen. Warum also auf das Hören, was Experten schon längst als Realität erkannt haben – eine alternde Gesellschaft. Neben dem großen Tam Tam um die Pflichtquote für deutsche Musik im Radio will das Fernsehen nun also polarisieren? Medienkultur auf Abwegen oder doch bewusst gesteuert?
Oder ist es nicht vielleicht doch "nur" der fromme Wunsch nach ewiger Jugend im Fernsehen? Eine Frage die nur die Programm- und Image-Verantwortlichen beantworten können. Als Zuschauer mit knapp der Hälfte an Lebensjahren sollte mich diese Entwicklung eigentlich nicht weiter stören. Wenn ich irgendwann die relevante Zielgruppe verlasse, werde ich oben genanntes Problem wahrscheinlich nicht haben, da ich in der deutsch-amerikanischen Medienkultur von heute groß geworden bin. Was aber mach ich bloß, wenn der Wind sich dreht und wir Formate aus Ost- & Fernost importieren sollten? Denn zweifelsohne wird das Reich der Mitte mit einem Wirtschaftswachstum von jährlich ca. 14% zukünftig nicht ganz ohne Einfluss in Europa sein. Muss ich dann im besten Fall meine russischen Schulkenntnisse wieder rausholen oder gleich auf Chinesisch umsteigen? Mmm…
Dies ist nur eine der möglichen Zukunftsvisionen in meinem Kopf. Und da wird es interessant, denn die Globalisierung ist längst das wichtigste wirtschaftspolitischste Instrument. Eindrucksvoll wurde das ja bereits am Beispiel der deutschen Börse und seinem Vorstandschef Werner Seifert bewiesen. Deutschland unterliegt den Zwängen internationaler Marktwirtschaft. Nach Haim Saban und seiner Investorengruppe German Media Partners könnten auch andere Investoren aus Ost- & Fernost Interesse am deutschen, nebenbei bemerkt dem zweitgrößten, TV-Markt der Welt bekunden und investieren. Daher ist es vielleicht eine Überlegung wert sich zu fragen, warum RTL als Markführer mit "mein RTL" ein völlig anderes Sprachkonzept verfolgt? Und warum die öffentlich-rechtlichen Programme, die schon immer auf dieses Konzept setzten, in egal welcher Season gut positioniert sind?